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von Meike
Am 27. April sind wir in Hannover mit mehr als 30 Menschen zusammengekommen, um im Rahmen eines interaktiven Workshops gemeinsam über die Moore der Zukunft zu reden. Gemütlich starteten wir mit einer kleinen Kennenlernen Runde in den Tag. Wir rätselten gemeinsam, wie weit das nächste Moor wohl von unserer eigenen Haustür entfernt ist und teilten unsere schönsten Moorerlebnisse miteinander.
Nach diesem ersten Auseinandersetzen mit dem Thema Moor stiegen wir gleich in einen spannenden Vortrag der Moorexpertin Dr. Greta Gaudig vom Greifswald Moor Centrum ein. Der Vortrag führte einmal quer durch das vielfältige Thema Moor. Moore sind nicht nur spannende Ökosysteme, sondern auch extrem wichtig für den Klimaschutz. Denn obwohl Moore nur 3% der weltweiten Landfläche ausmachen, speichern sie doppelt so viel CO2 wie alle Wälder dieser Welt. Im Angesicht der Klimakrise wird ihre Bewahrung dadurch extrem wichtig.
Viele Moore wurden aber in den letzten Jahrzehnten trocken gelegt, um die Flächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Auch der Torfabbau, der zur Produktion von Gartendünger genutzt wird, schadet diesem Ökosystem. Derart trocken gelegte Moore stoßen große Mengen an CO2 aus. Das wird besonders in Niedersachsen zum Problem, da hier ganze 8% der Landfläche von Mooren bedeckt werden. In der Folge lassen sich 11% der Gesamtemissionen Niedersachsens auf trockengelegte Moore zurückführen. Das zeigt wie wichtig Naturschutzmaßnahmen im Moor sind.
Durch Wiedervernässung oder Entkusselung (das Entfernen von Bäumen, die das Moor zusätzlich austrocknen) kann Mooren geholfen werden und auch wieder mehr CO2 gespeichert werden. Zudem können auch wiedervernässte Moore noch auf andere Art genutzt werden. Ein Umstieg auf Paludikultur könnte eine Möglichkeit für Landwirt:innen sein, Moorflächen weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen ohne sie auszutrocknen. In Paludikultur können auf dem nassen Moorboden Pflanzen wie Schilf für Dachreet oder Torfmoose als Torfersatz angebaut werden. Auch der Aufbau von Photovoltaik-Anlagen in Mooren könnte in Zukunft eine Option sein. Aber auch Moorflächen, die einfach sich selbst überlassen werden, sind wichtig für die Artenvielfalt.
Nach diesem vielfältigen Vortrag und einer Fragerunde ging es in eine wohlverdiente Mittagspause mit Chilli sin carne und guten Gesprächen.
Danach gab es dann die Gelegenheit nochmal einen etwas kreativeren Umgang mit dem Thema Moor zu finden. Da wir so viele Leute waren, teilte sich die Gruppe in eine Rollenspielgruppe und eine Visionsgruppe auf. Die Rollenspielgruppe versuchte nachzuempfinden wie sich verschiedene Interessengruppen über Moorflächen, ihre Nutzung und ihren Schutz einig werden können. Ausgangspunkt der Diskussionsrunde war die geplante Wiedervernässung des fiktiven landwirtschaftlich genutzten Möhrenstedter Moores.
Die Teilnehmer:innen nahmen die Rollen des Planungsbüros, eines Angelvereins, landwirtschaftlichen Betrieben wie dem traditionellen Möhrenhof, einer Biogasanlage, Moorforscher:innen, Anwohner.innen und dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz ein. In der Diskussion kamen dann all die unterschiedlichsten Perspektiven zusammen. Die Landwirt:innen sorgten sich um ihre Anbaufläche, Anwohner:innen fürchteten um einen höheren Mückenbefall und die Angler um die Wasserqualität eines nahe gelegenen Teiches. Alle Teilnehmer:innen waren super motiviert gemeinsam eine nachhaltige Lösung zu finden, doch es zeigte sich auch wie schwer es ist diese viele verschiedenen Anliegen zusammenzubringen.
Währenddessen reiste die Visionsgruppe ins Jahr 2054 und stellte sich vor wie Moore wohl in Zukunft aussehen und genutzt werden. Drei Gruppen bastelten und malten jeweils ihre eigene Moorlandschaft und präsentierten am Ende ihre Moorutopie. Dabei kamen vielfältige Ideen zusammen, wie nachhaltiges gemeinschaftliches Leben im Moor, wiedervernässte wilde Moore, die ganz sich selbst überlassen wurden mit reicher Artenvielfalt, Räume für Bildungsurlaub im Moor und landwirtschaftliche Nutzung in Paludikultur.
Die Zeit verging wie im Fluge und schon trafen sich die beiden Gruppen wieder und stellten sich gegenseitig ihre Ergebnisse vor. Danach nahmen wir uns nochmal die Zeit um unsere Eindrücke zum Workshop und zu den Themen zu teilen. Ganz zu Anfang hatten wir gemeinsam eine Wortwolke zum Thema Moor erstellt. Jede Person durfte drei erste Assoziationen zum Thema Moor aufschreiben und die Begriffe wurden dann nach ihrer Häufigkeit verschieden groß in der Wortwolke angezeigt. Zum Ende des Tages nahmen wir uns nun nochmal die Zeit eine zweite Wortwolke zu erstellen mit all den Assoziationen, die wir nun mit dem Thema Moor verbinden. Dabei war es spannend den Wandel zu sehen – von Moor als interessantem Naturausflugsziel zum Moor als vielfältigem Klimaschützer.
Und dann war der Tag auch schon wieder vorbei. Insgesamt war der Workshop super vielfältig mit dem spannenden Vortrag über viele Moorthemen hinweg, sowie den Workshops, die einen gute Möglichkeit geboten haben, um gemeinsam aktiv zu werden und sich die Moore der Zukunft auszumalen.
Danke an unsere großartigen Referentinnen vom Greifswald Moor Centrum, der Succow Stiftung und der Universität Osnabrück und an alle, die dabei waren!
Der Workshop fand im Rahmen des Projektes „We want Moor!“ statt, das von der Niedersächsischen Bingo Umweltstiftung gefördert wird.