Suche

Outdoor-Erste Hilfe Kurs

Allgemein

Wie helfe ich Menschen die sich in der Natur verletzt haben? Oder akute gesundheitliche Beschwerden haben? Diese und andere Fragen konnten bei unserem Outdoor-Erste Hilfe Kurs in Zusammenarbeit mit den Johannitern beantwortet werden.

Menschen beim Outdoor Erste-Hilfe-Training im Freien

So war’s

Früh am Morgen trafen wir auf einem Campingplatz mit vielen Bäumen und einer großen Wiese ein. Zuerst begaben wir uns in einen gemütlichen Raum mit Stuhlkreis. Dort erwarteten uns sogar selbstgemachte Müsliriegel, Kuchen und Getränke.

Am Anfang lernten wir uns alle kennen. Es war spannend zu sehen, dass wir ganz unterschiedliche Vorerfahrungen mit Erster Hilfe hatten und dementsprechend auch verschiedene Gründe, den Kurs zu besuchen. Manche hatten noch nie einen Kurs gemacht, für andere war es schon die 3. oder 4. Auffrischung. Einige brauchten den Kurs, um ihre Jugendleiter*innen-Card (JuLeiCa) zu beantragen, andere für ihre Fahrerlaubnis und einige waren einfach interessiert daran, die Skills zu erlernen.

Wir begannen mit der Theorie:

Danach wurde es praktischer: Ich saß auf einer Matte und überprüfte den Atem einer Teilnehmerin. Ich legte ihren Kopf leicht nach hinten. Dann zog ich sie in eine stabile Seitenlage. Dass sie mir dabei ins Ohr kicherte, war für die Simulation nicht unbedingt hilfreich, aber dadurch brachte die Übung auch Spaß. In der Pause erkundeten einige von uns den kleinen See in der Nähe. Danach gingen wir draußen tiefer ins Outdoor-Thema:

Die Teamerin der Johanniter*innen zeigte uns verschiedene Stationen. Zum Beispiel lernten wir, welche Pflanzen nützlich sein können, z.B. dass die Brennnessel gegen Entzündungen hilft und Schafgarbe bei Menstruationsbeschwerden lindernd wirkt.

Danach bekamen wir den Auftrag, Rucksäcke zu packen. Vor uns lag allerlei Material (z. B. Verbandszeug, Kühlpads, Seile). Wir sollten gemeinsam entscheiden, was wir für ein Outdoor-Abenteuer brauchen und mitnehmen würden. Dann überraschte uns die Trainerin, indem sie uns bat, Moos und Klee zu sammeln.

Plötzlich „verletzte“ sich ein Teilnehmer und fiel zu Boden.

Wir mussten nun als Gruppe Erste Hilfe leisten. Eine Person übernahm die Koordination, jemand rief den Notarzt, und andere sorgten dafür, dass Platz um den Verletzten war. Die Trainerin beobachtete uns und reflektierte danach mit uns darüber, wie wir die Situation gelöst hatten. Auch lernten wir, wie wir in kurzer Zeit aus passenden Ästen improvisierte Krücken bauen konnten.

Ein paar Meter weiter wurde mir eine Anweisung ins Ohr geflüstert. So ging ich auf der Wiese prompt mit „heftigen Bauchkrämpfen“ zu Boden. Ein Teilnehmer sorgte direkt für eine Sitzgelegenheit und fragte mich gezielt und geduldig aus, was ich gegessen hätte und wie lange meine letzte Mahlzeit her sei. Er wollte damit herausfinden, was wohl die Ursache meiner Bauchschmerzen gewesen sein könnte. Da ich auch nicht allzu detaillierte Infos bekommen hatte, woher nun meine Bauchschmerzen eigentlich kommen könnten, erfand ich einfach irgendwas, während mir die Teamerin über die Schultern der anderen zustimmend zunickte. Von allen Seiten kamen Hände, die mich mit einigen Kräutern und Traubenzucker versorgten, da ich anscheinend beim Wandern nicht genug auf ausreichende Mahlzeiten geachtet hatte.

Wir gingen weiter und fanden an Bäumen Karten mit Informationen über Herzinfarkte. Diese bezogen sich aber auf Symptome, die vor allem bei Männern* zu beobachten sind. Die Trainerin simulierte daraufhin einen Herzinfarkt mit Symptomen von Frauen*.

Inzwischen hatten wir den halben Campingplatz umrundet, begleitet von einer kleinen Katze, die auf dem Platz lebt und unser Rudel offenbar ganz spannend fand. Als „Höhepunkt“ hatte eine Teilnehmerin kurz vor Ende des Rundgangs plötzlich einen „großen Tannenzapfen im Auge“. Auch hier suchten wir Lösungen, wie wir bei Augenverletzungen helfen können.

Die Trainerin erklärte uns, wie man Naturmaterialien nutzen kann, wenn kein Verbandszeug da ist, z. B. Moos für Blasen. Am Ende übten wir, uns gegenseitig Druckverbände anzulegen.

Wieder zurück im Stuhlkreis, kam der Teil, vor dem ich mich zugegeben ein bisschen gefürchtet hatte: die Mund-zu-Mund-Beatmung und die Reanimation an einer Übungspuppe namens „Little Annie“. Wir übten erst den Rhythmus mit bekannten Liedern und zogen dann der Puppe für die Mund-zu-Mund-Beatmung eine Einweg-Gesichtsmaske über das Gesicht von „Little Annie“. Diese Einweg-Masken sahen allerdings schon leicht makaber aus, als sie am Ende alle zusammen in einem Plastiksack in unserer Mitte lagen…


Warum ich mich gefürchtet hatte?
Ich glaube, es ist die Sorge, die uns alle beschäftigt, dass wir einmal tatsächlich in so einer Situation sind und dann schnell alles abrufen müssen.

Zum Abschluss sprachen wir auch über unsere Sorgen, eine solche Situation im echten Leben zu erleben und zu meistern. Die Teamerinnen stellten noch einmal klar:

Wir sind und bleiben Ersthelfer*innen!“

Ob wir nun mit Freund*innen wandern sind und diese sich den Knöchel verstauchen, wir auf einen Autounfall zukommen, oder wir uns selbst einen Druckverband anlegen müssen – wir können es nur so gut machen, wie es unsere Fähigkeiten zulassen, und hoffen, dass Notärzt*innen bald danach übernehmen können.

Deshalb sind Erste-Hilfe-Kurse so wichtig und sollten regelmäßig aufgefrischt werden, denn sie geben uns die grundlegenden Fähigkeiten, um in Notfällen zu helfen. Und mit so einer Gruppe hat der Kurs sogar Spaß gemacht und uns zugleich auf den Ernst vorbereitet.

Danke an die Johanniter*innen und die BUNDjugend Niedersachsen für die Organisation!


Ein Bericht von unserer Teilnehmerin Ena

Vorheriger ArtikelUtopien NaTour Nächster ArtikelVerkehrswende-Film