BUNDjugend  

Winterwanderung auf dem Deister 2022

Bei unserer Winterwanderung im Deister haben wir einen Tag lang die frische Waldluft genossen und mit Hilfe umweltpädagogischer Spiele unsere Wahrnehmung der Umwelt geschärft.

„Hast du schon einmal Wildkräuter gegessen?“

Mit Hilfe von kleinen Kennenlernen-Fragen haben wir uns auf dem ersten Wegabschnitt gegenseitig „To Go“ interviewt, dabei kennengelernt und auch die ein oder andere Pflanze und Tierspur im Matsch näher betrachtet. Angekommen am Fenster zum Urwald haben wir die durch Holz umrahmte Landschaft mit offenen Augen konzentriert beobachtet und versucht sie danach – mit geschlossenen Augen –  wieder ins Gedächtnis zu rufen. Dabei fiel uns auf, dass sich die Proportionen leicht verändern und weiter weg gelegene Objekte mit dem Nebel verschwammen. Dennoch blieben uns die Bilder auch nach weiteren Metern noch gut im Kopf.

Was ist eigentlich ein Urwald?

Auf dem Weg zur nächsten Station philosophierten wir dann darüber, was wir unter „Urwald“  verstehen. Spannend war, dass wir alle ähnliche Vorstellungen wie „Unberührtheit“ hatten, aber uns in der Frage unterschieden, ob ein bereits forstwirtschaftlich genutzter Wald, irgendwann wieder zum „Urwald“ werden könnte.

Angekommen auf der Teufelsbrücke versuchten wir mit geschlossenen Augen den Waldgeräuschen zu lauschen. Dabei bemerkten wir, dass – wider der Erwartung – schöne Waldgeräusche wie Vogelgezwitscher und Blätter im Wind, vor allem auch die naheliegende A2 und andere Wanderer die Geräuschkulisse dominierten. Das machte uns nochmal bewusst, dass wir nicht in einem unberührten Wald unterwegs waren.

Keine Kohle für die Kohle

Auf der Rodenburger Höhe spielten wir die Sage über die Entstehung der Teufelsbrücke in verteilten Rollen nach und lernten, dass ein Pakt mit dem Teufel wohl nie eine gute Idee ist 😉

Nach einer abenteuerlichen Kletterpartie unter in einen Sanstein-Steinbruch kamen unsere selbstgebauten gelben Kreuze, die wir den ganzen Weg fleißig mitgetragen hatten, zum Einsatz. Mit ihnen protestierten wir in dem ehemaligen Steinkohle-Steinbruch für mehr Solidarität mit dem Dorf Lützerath. Dieses liegt südlich von Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen und soll plattgemacht werden, damit der Energiekonzern RWE dort die klimaschädliche Braunkohle abbauen kann.*

Buchdrucker und Monokultur

Nach kleiner Stärkung ging Weg Richtung Bad Nenndorf. Hier fanden wir Borkenkäfer-Spuren nähe eines Reinbestands. Der auf die Fichten spezialisierte Borkenkäfer, der aufgrund seiner Spuren, die er hinterlässt auch „Buchdrucker“ genannt wird, knabbert besonders gern trockene, etwas ältere Baumbestände an. In natürlichen Mischwäldern würden andere Baumarten eine Barriere bilden, sodass sich der Borkenkäfer nicht so rasant ausbreiten würde. Durch die menschlich angelegte Monokultur hat der Borkenkäfer leichteres Spiel.

Nachdem wir einen wunderschönen Trampelpfad durch sich leicht kräuselnde Buchen-Wälder durchquerten, kamen wir am 1812 erbauten Belvedereturm an, der, wie der italienische Namen andeutet, eine schöne Aussicht vermuten lässt. Die Aussicht von hier war leider aufgrund des trüberen Wetters etwas vernebelt, aber dennoch schön. Weiter ging’s über Mooshütte und Bantorfer Höhe zurück zum Bantorfer Bahnhof. 

Matsch und Autos, statt Schnee und Winterzauber

Nach ungefähr 14 Kilometern Wanderung kamen wir mit sehr matschigen Schuhen, aber auch ganz vielen neuen Erfahrungen und neuem Wissen am Bahnhof an. Schön war es auch, andere Aktive aus der BUNDjugend so auch kennen lernen zu können.

„Erschlagen war ich beim Anblick der vielen Autos vor der Mooshütte, als wir aus dem Wald traten. Das hat mir nochmal vor Augen geführt, wie viele Autos ich im Alltag sehe und wie gut es tut, sie eine Weile mal nicht zu sehen“ – sagte Anna aus dem Landesvorstand am Ende der Wandertour. Tja, das wird eine neue Aufgabe – für einen anderen Tag 🙂

*Du möchtest mehr darüber erfahren, was gerade in Lützerath passiert? Hier findest du weitere Infos: