BUNDjugend  

Siegel-Dschungel

Siegel haben sich mit der Zeit zu einem Qualitätsmerkmal für viele Kosument*innen entwickelt. „Bio“ und „Öko“ sind geschützte Bezeichnungen, die Unternehmen nur benutzen dürfen, wenn sie der EU-Öko-Verordnung entsprechen.

Was viele nicht wissen

Unternehmen und Organisationen dürfen sich eigene Siegel mit eigenen Standards und Richtlinien geben. Diese Siegel werden dann nicht von einer unabhängigen Stelle kontrolliert. Dadurch haben Unternehmen die Möglichkeit sich mit einem eigenen vermeintlich grünen Siegel als nachhaltiger darzustellen. Zudem entstehen immer mehr und neue Siegel. Durch diese unglaubliche Menge an Siegeln im „Siegel-Dschungel“ wissen viele Konsument*innen nicht wirklich, welches Siegel was genau aussagt und tatsächlich nachhaltig ist.

Bio hat bestimmte Standards, jedoch wie viel bringen diese?

Quelle: Malou 2023

Um ein Produkt als „bio“ zu kennzeichnen, muss es den EU-Öko-Verordnugen entsprechen. Beispielsweise dürfen beim Anbau pflanzlicher Produkte, keine künstlichen Pestizide oder Dünger verwendet werden. Gentechnik ist auch verboten. In der Tierhaltung wird auf mehr Platz und Tageslicht geachtet: Seit 2022 sollen beispielsweise Rinder von April bis Oktober täglich geweidet werden.

Außerdem werden Tiere größtenteils mit biologischem Futter gefüttert. Sie dürfen auch nicht vorsorglich mit Antibiotika behandelt werden. Dies wird in der konventionellen Tierhaltung gemacht. Denn: Wenn viele die Tiere auf zu engen Raum gehalten werden können sich Krankheiten schneller bilden und verteilen. Wenn jedoch vorsorglich mit Antibiotikum behandelt wird, entstehen antibiotikaresistente Keime. Diese können sich auf den Menschen übertragen.

Bio bedeutet also nicht gleich nur mehr Tierwohl. Gleichzeitig ist viel in diesem Gebiet bisher unerforscht. Die geringere Pestizidbelastung soll gesünder für uns Menschen sein, doch Langzeitstudien fehlen.

Da keine künstlichen Pestizide eingesetzt werden, wird das Grundwasser weniger belastet. Ebenso kommt dies unserer Artenvielfalt zu Gute. Bioprodukte haben insgesamt betrachtet einen niedrigeren CO2-Fußabdruck, aber wenn die Nachfrage von Bioprodukten immer weiter steigt könnte es sein, dass mehr importiert werden muss. 

Es gibt noch andere Siegel, die strenger als die EU-Öko-Verordnung ist, zum Beispiel Naturland, Bioland und Demeter. Schauen wir uns doch beispielsweise Demeter an…

Demeter

Demeter ist ein Verband, der über die EU-Öko-Verordnung hinaus geht in Richtung Tierwohl. Den Verband gibt es bereits seit 1924 und das Grundsystem hat sich lange nicht mehr geändert.

Demeter verfolgt einen eigenen „biodynamischen Kreislauf“. Das bedeutet, Tiere fressen Pflanzen vom Boden und ihr Mist fungiert als Düngemittel für ebendiese. Dadurch, dass Höfe mit diesem Konzept nicht so sehr von anderen abhängig sind, bleibt der Preis eher konstant. 

Quelle: El 2023

Allerdings basiert Demeter auf Ansichten von Rudolf Steiner. Es wird beispielsweise vorgegeben, dass die Hofbetreiber*innen für den Kreislaufprozess bestimmte Präparate zur Verbesserung der Bodenqualität anfertigen sollen. Die Wirksamkeit dessen ist nicht wissenschaftlich reproduzierbar und damit unbewiesen. Da die Herstellung dieser Präparate jedoch sehr zeitaufwendig ist, führt dies zu einem hohen Preis. Diese fraglichen Praxen könnten auch eine Hemmschwelle für Hofumstellung und Kauf von Produkten darstellen. Der Fokus von Demeter liegt auf dem Tierwohl. Während unter dem Bio-Siegel Enthornungen nicht verboten sind, dürfen Demeter-Tiere nicht enthornt werden. Es wird Weidehaltung betrieben und es wird weniger Geflügel und Schwein pro Hektar gehalten. Kälber werden nicht an andere Betriebe verkauft, was beispielsweise bei männlichen Kälbern in der konventionellen Haltung üblich ist. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Demeter viel für das Tierwohl macht. Sie verwenden auch keine Pestizide, die der Umwelt schaden. Sie führen jedoch auch fragliche Praxen durch.

Lohnt es sich Siegel zu kaufen?

Quelle: Malou 2023

Malou findet: Es lohnt sich darauf zu achten, wo die Tiere herkommen – zum Beispiel aus Freilandhaltung oder Bio. Das könnte mit Siegeln erreicht werden, wenn Mensch denn wüsste, was sie genau bedeuten. Allerdings lohnt sich auch, die Frage zu stellen: Soll „Bio“ und „konventionell“ in Zukunft weiterhin getrennt voneinander praktiziert und als vermeintlich rein „gut“ oder rein „schlecht“ dargestellt werden?

 

Unsere Forderungen:

 

  • Am besten wäre es, unsoziale und unökologische Produkte zu kennzeichnen.
  • Transparentere, vergleichbare und verständlichere Regelungen für Siegel sichtbar und bundesweit zum Beispiel mit einer Kampagne zu bewerben
  • ggf. weniger Siegel zulassen
  • Standardisierte, regelmäßige und unabhängige Siegelkontrollen einführen

Quellen

von unserer/m Schulpraktikanti Malou und Janvi aus dem Landesvorstand