BUNDjugend  

Besichtigung der Asse

verfasst von: Kira Nadler

Radioaktive Abfälle und Endlagerung sind hochaktuelle Themen, denn der entstandene Müll wird nicht von heute auf morgen verschwinden und wir müssen uns für unsere Zukunft sinnvolle Lösungen überlegen. BUND Niedersachsen und BUNDjugend Niedersachsen besuchten aus diesem Anlass am 8. August 2018 das über hundert Jahre alte und marode Kali- und Salzbergwerk „Asse II“ in Remlingen bei Wolfenbüttel.

Was ist die Asse?

Das über hundert Jahre alte und marode Bergwerk „Asse II“ in Remlingen bei Wolfenbüttel wurde im 20. Jahrhundert zunächst genutzt, um Kalisalze (beispielsweise für im Rahmen des Düngemitteleinsatzes) und später auch Steinsalze abzubauen.
Die Asse hat vier Schächte, wovon zwei bereits „abgesoffen“ sind und ein fünfter in Planung ist. Das zunächst erschlossene Nordfeld wurde aufgegeben, erst mit Salzgrus und im Anschluss aufgrund großer Hohlräume im Salzgrus mit Salzbeton nachverfüllt. Seit den 90er Jahren wird die Asse zur Forschung genutzt.

Das Besondere an der Asse: Sie wurde in den 60er Jahren als Endlager für 126.000 schwach- bis mittelradioaktive Abfallfässer genutzt, die teilweise ein einbetoniert und eingelagert wurden. Was sich genau in den Fässern befindet, ist unklar.
Die Asse steht aufgrund ihrer Doppelnutzung sowohl unter dem Bergwerksgesetz, als auch seit 2009 unter dem Atomgesetz (§57b), welches die Stilllegung fordert.
2009 und 2010 wurde über Chancen und Risiken von drei Optionen ausführlich debattiert: Rückholung, Umlagerung oder Verfüllung. Die Entscheidungsfällig war aufgrund diverser und komplexer Probleme nicht eindeutig, fiel aber schlussendlich auf die Rückholung der Abfälle.

Wie soll es weitergehen?

Aktuell wird an der Rückholung geplant. Gleichsam ist jetzt schon klar, dass wahrscheinlich nicht alle Fässer geborgen werden können. Ziel ist folglich keine klinische Säuberung, sondern die Minimierung von verheerenden Konsequenzen. Voraussichtlich werden verschiedene Ebenen in den nächsten Jahrzehnten großflächig zubetoniert werden. Die Kosten der Asse belaufen sich auf 100 bis 120 Mio. € im Jahr.

10 zentrale wechselwirkende Problematiken:

  1. schwierige Geologie und punktielle mirkoseismische Ereignisse trotz Stabilisierungsmaßnahmen
  2. Marodität des Bergwerks (der Bau entspricht nicht mehr den heutigen Standards in Bezug auf Tiefe der Anlage sowie Abstände) —> Folge: Die Stabilität der Grube ist gefährdet (immer wieder Rissbildungen)
  3. Das Ankämpfen gegen Zutrittswässer unbekannter Herkunft
  4. Platzprobleme (auch für Arbeitsgeräte)
  5. Gesellschaftliche und politische Entwicklung sowie Position zum Thema Endlagerung in den nächsten 30 Jahren.
  6. Konflikt zwischen Risikowahrnehmung und faktischer Gefahrenlage (auch Sicherheit der Arbeitskräfte & Bevölkerung vor Ort)
  7. Unwissenheit über die Situation Untertage (Was ist genau in den Fässern gelagert? – Angaben wie „10-100g Plutonium“ erschweren Hochrechnungen; In welchem Zustand sind gelagerte Fässer?)
  8. Ungewissheiten in Bezug auf eine sichere und verantwortungsvolle Bergung sowie Endlagerungsmöglichkeiten der Abfälle.
  9. Bürokratisierungswahnsinn im Zuge zweier teilweise widersprüchlicher Gesetzestexte in Bezug auf Genehmigungungen und Maßnahmendurchführung.
  10. Der schlechte Zustand des Bergwerkes zwingt zu schnellem Handeln, welches aber aufgrund der zu großen Unsicherheiten und Bürokratisierungswahnsinn gebremst wird.

Weitere Informationen zum Hintergrund und aktuellen Entwicklungen: http://www.asse.bund.de/Asse/DE/home/home_node.html